Zitat Aber sind nicht auch seine Charaktere viel mehr, als nur eine bestimmte Seite von David?
Tja, also... eigentlich schon. Ich habe es noch nie so betrachtet. Es ist ein neuer Gedanke, den muss ich mir erst durch den Kopf gehen lassen. Es ist gar nicht idiotisch, dass Du Jareth als völlig getrennt betrachtet hast. Es ist einfach nur interessant! Überhaupt der Gedanke, in wieweit sich diese Gestalten verselbständigen dürfen, d.h. in wieweit sie sich von ihrem Urspung (David) entfernen dürfen. Und ob überhaupt. Es ist so etwas wie die Paralleluniversen von Robert Zemeckis in "Zurück in die Zukunft" - sie fangen in einem bestimmten Punkt an (das wäre hier einfach nur David), gehen dann aber völlig getrennte Wege (das wären seine Gestalten). Tja, jetzt habe ich wieder jede Menge komplizierten Stoff zum Nachdenken.
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Zitat Tja, jetzt habe ich wieder jede Menge komplizierten Stoff zum Nachdenken.
Tihihi, das freut mich.
Zitat sie fangen in einem bestimmten Punkt an (das wäre hier einfach nur David), gehen dann aber völlig getrennte Wege (das wären seine Gestalten).
Genau so meinte ich das. Jede seiner Figuren ist zwar ein Teil von David, aber trotzdem irgendwie ein eigenständiges Wesen, von dem David wiederum ein Teil ist, das aber noch unzählige andere Facetten hat. Jareth ist ein wunderbares Beispiel. Man sieht so wenig von ihm in Labyrinth und trotzdem sind wir in der Lage, ihn einzuschätzen, wie wir eine reale Person auch einschätzen. Und wenn wir darüber sprechen, was in ihm vorgehen könnte, meinen wir damit nicht Davids, sondern Jareths Gefühlswelt. Er hat einen eigenen Charakter, der ihn besonders macht und unzählige Ebenen besitzt - vor allem durch Davids Gestaltung, ja, aber auch durch die aller anderen an der Figur beteiligten, also dadurch, wie die Figur bereits im Drehbuch dargestellt ist; durch die Kostüme, die Jareth trägt; seine Hintergründe, also seine Welt, sprich seine Geschichte ...) und letztendlich auch durch die Wahrnehmung derer, die den Film sehen. Zudem ist es leicht, als Schauspieler ein Stück weit einfach man selbst zu sein (okay gut, das hängt davon ab, wie viel man in einer Rolle von sich offenbaren muss), viel schwieriger ist es allerdings, wirklich eine andere Person darzustellen. Und genau das beherrscht David wie ich finde ausgezeichnet - interessanter Weise obwohl seine Figuren wahrscheinlich mehr ein Teil von ihm sind, als es bei anderen Schauspielern der Fall ist. Auf jeden Fall besitzen seine Charaktere (für mich) immer eine erstaunliche Selbstständigkeit und Vielschichtigkeit, dass man meinen könnte, sie seien eigenständige Persönlichkeiten.
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Zitat Man sieht so wenig von ihm in Labyrinth und trotzdem sind wir in der Lage, ihn einzuschätzen, wie wir eine reale Person auch einschätzen. Und wenn wir darüber sprechen, was in ihm vorgehen könnte, meinen wir damit nicht Davids, sondern Jareths Gefühlswelt.
Stimmt, das ist auch genial konzepiert. Denn schon durch diese so wiedersprüchlichen Szenen können wir Jareths Charakter einschätzen. (Oder bilden wir uns das nur ein und er hat noch mehr Facetten? ) Bei dem Zweiten Punkt würde ich einfach sagen, dass wir Jareths Gefühlswelt meinen, weil er und nicht David der Koboldkönig ist. Und eben weil es nur eine Rolle ist und wir das wissen, sehen wir Jareth eben als Jareth. Auch wenn er durch David verkörpert wird. Da David, aber wie Gesagt auch zu Jareths Gestaltung beigetragen hat, wurde Jareth weit mehr, als vielleicht am Anfang gedacht war. Also sind sie trennbar, aber auch eins.... wow ich glaube, ich habe es verstanden
Zitat Er hat einen eigenen Charakter, der ihn besonders macht und unzählige Ebenen besitzt - vor allem durch Davids Gestaltung, ja, aber auch durch die aller anderen an der Figur beteiligten, also dadurch, wie die Figur bereits im Drehbuch dargestellt ist; durch die Kostüme, die Jareth trägt; seine Hintergründe, also seine Welt, sprich seine Geschichte ...) und letztendlich auch durch die Wahrnehmung derer, die den Film sehen.
Stimmt, die subjektive Wahrnehmung spielt dabei auch eine wesentliche Rolle. Wenn nicht sogar die entscheidende. Genau wie jede(r) von uns den Film individuell betrachtet und ihn auch je nach Lebensabschnitt unterschiedlich empfindet, so ist es auch im Fall von Jareth. Je länger ich mich mit dieser Gestalt befasse, umso facettenreicher wird sie. Und sie ändert sich. Genau wie sich der Film für mich ändert...Weil ich mich ändere.
Zitat Oder bilden wir uns das nur ein und er hat noch mehr Facetten?
Das ist eine gute Frage. Ich kann mir vorstellen, dass noch viel mehr Facetten in ihm stecken. Schließlich lernen wir ihn im Film nur von zwei Seiten kennen: als launischen, selbstbewussten und manierierten Herrscher und auf der anderen Seite als unerfahrenen, schüchternen Verliebten, der sein Herrschergehabe unbeholfen auf die für ihn völlig neue Situation zu übertragen versucht und daran scheitert.
Aber ich bin sicher, da ist noch viel mehr. Wir haben hier schon das Thema Familie angesprochen. Wenn Jareth eine hat, wie ist denn sein Verhältnis zu seiner Familie? Zu seinen Freunden? Mag er Blumen oder Musik? Wie ist sein Verhältnis zum Labyrinth selbst - vieles davon hat er sicherlich selbst gestaltet - warum gerade so und nicht anders? Liest er gerne, oder schreibt vielleicht selbst? Mag er Tiere? Hat er Sinn für Humor? All diese Fragen bleiben unbeantwortet. Und das lässt wieder Raum für individuelle Interpretationen und bewirkt, dass wir genug Gesprächsstoff für die nächsten 200 Jahre haben.
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Zitat Und das lässt wieder Raum für individuelle Interpretationen und bewirkt, dass wir genug Gesprächsstoff für die nächsten 200 Jahre haben.
Und ich glaube das ist es, was den Film so überragend macht. Interessante Charakter, die noch lange nicht ausgeformt sind.
Zitat Je länger ich mich mit dieser Gestalt befasse, umso facettenreicher wird sie. Und sie ändert sich. Genau wie sich der Film für mich ändert...Weil ich mich ändere.
Dem kann ich nur zustimmen. Gut, das mit der Hose hatte ich schon eher bemerkt, aber jetzt achte ich noch stärker drauf XD" Oder ich habe mir auch die Making Offs angesehen... einem fallen jetzt all die Tricks auf (der bei dem Ballsaal z.b. Fürher dachte ich der wäre riesig, jetzt sieht man aber sogar diesen runden Weg an manchen Stellen. Man muss halt nur wissen, worauf man achten muss) und das bereue ich ein wenig. Ich werde es nie wieder so uneingenommen wie mit Kinderaugen sehen können.
Zitat einem fallen jetzt all die Tricks auf (...)) und das bereue ich ein wenig. Ich werde es nie wieder so uneingenommen wie mit Kinderaugen sehen können.
Kann ich einerseits nachvollziehen. Aber mir geht es da eher so: wenn ich den Film gcke, sehe ich ihn mit Kinderaugen und denke gar nicht an die Making ofs.
Gucke ich dagegen die Making ofs, sehe ich die ganze harte Arbeit dahinter, den Spaß, den die Leute hatten, den Teamgeist,das einfallsreichtum, die Liebe zu Detail, den ruhigen, freundlichen Jim Henson. Für mich sind das zwei getrennte Sachen und der Gedanke, dass z.B. Hoggels Kopf im Grunde nur ein ferngesteuertes Wunderwerk der damaligen Technik war, kommt mir beim gucken des Films erst gar nicht in den Sinn. Es sei denn, ich will irgendein Detail analysieren, dann ist es noch ne andere Sache.
Ich trenne das irgendwie.
Wobei es für mich auch Jahre gedauert hat, bis ich für die Making ofs bereit war. Davor hat mich das einfach nicht interessiert. Keine Ahnung warum. Es war einfach so. Erst an einem bestimmten Punkt meines Lebens (ungefähr zeitgleich mit meiner Anmeldung hier im forum) wollte ich wissen, was dahinter steckt. Und entdeckte eine völlig neue Welt, die ich genauso inspirierend finde, wie den Film selbst.
Ich kanns nicht besser erklären. Ich denke einfach, Du musst die Sicht aus den Kinderaugen nicht aufgeben, sobald Du Dich mit den Hintergründen befasst. Es geht irgendwie beides parallel.
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Zitat Stimmt, die subjektive Wahrnehmung spielt dabei auch eine wesentliche Rolle. Wenn nicht sogar die entscheidende.
Ja, denn letztendlich bekommen wir im Film nur ein Minimum angeboten, den Rest – vielleicht sogar das Wesentliche - erschließen wir uns selbst. Und Jareths Handlungen würden sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise interpretieren lassen.
Zitat Wir haben hier schon das Thema Familie angesprochen. Wenn Jareth eine hat, wie ist denn sein Verhältnis zu seiner Familie? Zu seinen Freunden? Mag er Blumen oder Musik? Wie ist sein Verhältnis zum Labyrinth selbst - vieles davon hat er sicherlich selbst gestaltet - warum gerade so und nicht anders? Liest er gerne, oder schreibt vielleicht selbst? Mag er Tiere? Hat er Sinn für Humor?
Ich liebe diese Fragen. Und ist es nicht fantastisch, dass sie nicht beantwortet werden? Selbst wenn man irgendwann das Gefühl hat, die Figuren extrem gut zu kennen, es bleiben doch immer Rätsel bestehen.
Zitat und das bereue ich ein wenig. Ich werde es nie wieder so uneingenommen wie mit Kinderaugen sehen können.
Das musst du nicht bereuen, glaube ich. Denn dafür siehst du den Film jetzt, wie du ihn als Kind nie hättest sehen können. Und macht ihn nicht genau diese Veränderung besonders wertvoll – dass er für so unendlich viel Verschiedenes stehen kann, je nachdem, in welchem Lebensabschnitt wir ihn uns ansehen?
Wie Cris trenne ich aber auch das Making-of vom eigentlichen Film.
Zitat Wobei es für mich auch Jahre gedauert hat, bis ich für die Making ofs bereit war. Davor hat mich das einfach nicht interessiert.
Das kann ich gut verstehen. Ich fand, es war keine gute Entscheidung, mir das Making-of aus Neugier gleich nach meinem zweiten Mal Labyrinth anzuschauen. Deshalb habe ich beide Sachen wahrscheinlich auch sofort in meinem Kopf getrennt. Das fand ich wichtig, um mir den Zauber des Films zu erhalten. Aber es hat geklappt und jetzt kann ich bedenkenlos anschauen, wie die faszinierenden Hintergründe beleuchtet werden und mir wenig später Labyrinth ansehen, als wäre es kein Film mit Entstehungsgeschichte, sondern ein Fenster in eine fremde, magische Welt.
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Zitat Und ist es nicht fantastisch, dass sie nicht beantwortet werden?
Na ja, zumindest nicht aus Jareths Sicht. Aus unserer teilweise schon - hier in den Diskussionen, in den FF's... Aber das sind nur Spekulationen, keine Tatsachen. Überhaupt ist hier die Frage, in wiefern sich das Leben magischer Wesen auf unser menschliches Leben übertragen lässt. Ob Dinge, die für uns normal sind, wie z.B. Familie oder Freunde, in der magischen Welt üüberhaupt existieren... Das wissen wir ja nicht. Auch hier können wir nur spekulieren.
Ich kann mir vorstellen, dass die Freundschaft für viele der Labyrinth-Wesen eine völlig neue Erfahrung ist, die Sarah quasi erst ins Labyrinth einbringt. Sie freundet sich mit Hoggle an. Dieser scheint zwar zu wissen, was ein Freund ist, aber gibt auch zu, dass er noch nie einen Frend gehabt hat. Auch die Kobolde, die im Thronsaal herumschwirren erwecken den Eindruck, als wäre jeder irgendwie für sich, ohne eine spezielle Verbindung zueinander, ohne jeglichen Zusammenhalt.
Dann haben wir Ludo, das liebenswerte Monster, das zwar auch zu wissen scheint, was ein Freund ist (Er fragt Sarah sofort danach), aber selbst keine hat, denn wenn er welche hätte, hätten sie ihn aus den Fängen der bösen Kobolde gerettet.
Sir Didimus setzt Freundschaft mit Ehre gleich, ich glaube, für ihn ist alles irgendwie Ehre. Das macht ihn auch liebenswert. Aber auch er hat keine Freunde und bewacht ganz allein das Moor. Erst Sarah, Ludo und Hoggle scheinen kein Problem mit seiner übertriebenen Ritterlichkeit zu haben, vielleicht mögen sie sie sogar, und akzeptieren ihn so, wie er ist - wie es Freunde halt tun.
Die unzähligen Feen, die vor den Toren des Labyrinths erscheinen, sind auch jede für sich. Als Hoggle das eine Elfchen mit dem Gift besprüht, eilen ihr keine Elfen/Feen zu Hilfe, sie flattern unbekümmert weiter in der Gegend rum.
Die einzigen Geschöpfe aus dem Labyrinth, die man als Freunde bezeichnen kann, sind Alph und Ralph und der Weise Mann und sein Hut. Die ersteren tun gemeinsam ihren Job, sind Arbeitskollegen sozusagen, aber eben auch auf gleicher Wellenlänge. Sie sprechen sogar gleich. Vielleicht sind es auch Brüder,was zumindest erklären würde, dass sie gleich aussehen und gleich sprechen. Und würde auch die Frage klären, ob magische Geschöpfe Familien haben.
Der weise Mann und sein Hut dagegen sind wie ein altes Ehepaar, finde ich, necken sich gegenseitig, meckern einander an, aber insgeheim mögen sie sich - da bin ich mir sicher.
Es ist also schon ein bisschen "menschliches" in diesen Wesen vorhanden. Aber ob all das für Jareth zutrifft? Wer weiß...
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Hmmm ... Ich weiß nicht ... Also an die Wand würde ich es mir auch nicht hängen. Aus was besteht es eigentlich? Sieht pelzig aus.
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Da steht, dass der Kopf aus Filz ist. Keine Ahnung, wie man sowas macht... Wenn das einfach eine Hoggle-Figur wäre, dann würde ich sie mir kaufen, aber ich finde es immer etwas eigenartig, wenn man nur einen Kopf an der Wand hat. Vor einigen Jahren war da so ne Mode, da hatten Leute so Plüschtiger- und Plüschzebrasköpfe an den Wänden hängen. Fürchterlich.
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Das gute Stück könnte ich mir gut in Jareths Palast vorstellen. So als Racheakt, weil er den echten nicht hat. Aber ich fände es auch besser, wenn das ne ganze Figur wäre. Aber das zu filzen muss echt schwierig gewesen sein. Ich hab mich mal an trocken und wasserfilzen probiert und es war nicht gerade so einfach. Und dass muss filzen mit nassem Filz gewesen sein. (Danach war der Filz sicher alle und die Person hatte kein Geld mehr für weiteren... wo das heutzutage alles so teuer ist)
Zitat Meinst Du, Jareth könnte so grausam sein? Das galube ich nicht...
Naja, er wollte Hoggle auch in die eternal stench fallen lassen. Wäre das weniger grausam als eine Attrappe an der Wand aufzuhängen? Also ich glaube schon, dass er das tun würde. Dann würde er ihn einladen, ihm damit Angst machen und danach das Ganze als Quitt betrachten. Denn gar keine Rache kommt mir schon etwas komisch vor.
Stimmt, er bedroht ihn ja mit dem "eternal stench", total vergessen.
Zitat Denn gar keine Rache kommt mir schon etwas komisch vor.
Ich kann mir schon vorstellen, das Jareth einen kleinen Rachzug gestartet hat, nachdem Sarah wieder zurück in ihrer Welt gelandet ist.
Andere Version (extrem): Jareth bricht zusammen, weiß nicht wohin mit seinem Schmerz und findet in Hoggle einen Freund, dem er sich öffnen kann und dem er seine Gefühle anvertraut...
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