Interessante Theorie, June. Vor allem in Bezug auf das Video. Ich habe mir auch schon oft die Frage gestellt, vor was er wegläuft / was er hinter sich lassen will. Deine Begründung finde ich ziemlich schlüssig. Ich bin ja auch der Ansicht, dass sich das Video auf Jareths Vergangenheit bezieht. Das Video wirft aber auch noch viele andere Fragen auf, falls man es als Teil des Films betrachtet. Alles, was mit dem Labyrinth zu tun hat, scheint ja in Jareths Kopf zu passieren. Und trotzdem befinden sich die Figuren dann in der Wirklichkeit und erscheinen realer, als Jareth selbst ... So ganz habe ich es noch nicht verstanden, muss ich ehrlich zugeben.
Aber eine Sache noch zum Thema: Im Video trägt er auch schon Handschuhe - allerdings fingerlose Handschuhe.

Zitat

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Im Video trägt er auch schon Handschuhe - allerdings fingerlose Handschuhe.

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Ja auf diese Tatsache weiß ich auch keine Antwort XD Vielleicht hatte er zu dem Zeitpunkt schon halbwegs genug aber erst der Schritt hinein ins Labyrinth war für ihn endgültige eine Trennung von alldem. Doch irgendwie scheint mir, dass wir da was hineininterpretieren.

Nö, wieso?
Ich denke, das könnte schon stimmen.
Schließlich ist auch seine übrige Kleidung in dem Video auch ein wenig "Jareth-mäßig". Der Mantel mit dem hohen Kragen erinnert zum Beispiel sehr deutlich an seinen Umhang, in dem er in Sarahs Zimmer auftaucht.
Aber ich muss sagen, ich habe nicht das Gefühl, dass er vor seinen Verflossenen oder unerfüllten Liebschaften wegrennt. Ich denke vielmehr, die Zeilen "down in the underground you'll find someone true" beziehen sich nicht auf eine wahre Liebe, sondern - zumindest im Kontext dieses Videos - auf ihn selbst. Er geht in eine andere Welt, und erst dort wird sein wahres Ich frei - was die Sache mit der Liebe natürlich nicht ausschließt, aber ich würde sie im Kontext dieses Videos nicht als Hauptanliegen sehen.
Ich denke, es geht wirklich um ihn selbst, und da passt die Handschuhtheorie - auch die Sache mit den fingerlisen Handschuhen und der schritweise Abkapselung von dieser Welt - schon gut dazu.

PS. In der FF To the victor go the spoils gibt es auch eine interessante Theorie zu den Handschuhen, Link unten im anderen Thread.
Aber das mit den Handschuhen beim Adel, der sich vom normalen Volk abheben wollte, ist übrigens wahr und war mal Gang und Gäbe.. war mal Thema einer Museumsführung! Demnach würde Jareth wahrscheinlich die ganze Zeit nicht ausziehen, weil weder Sarah noch Toby adelig sind und von den Kobolden will ich gar nicht sprechen (wahrscheinlich kann man die nur mit Handschuhen anfassen).. Ich denke, dass Jareth dadurch auch seinen Status und seine Macht daraus ihr gegenüber(neben der Magie) zeigen will... meine Vermutung ist, dass sie nur bei Baden oder in vertrauten bzw. *intimen* Momenten, wozu auch einfache Berührungen unter Familien und Freunden (manchmal auch Geschäftsparntern) gehört, ausgezogen werden (bei Jareth).

Habe hier auf der HP gefunden (und ich denke, das begründet eigentlich das Tragen der Handschuhe, auch wenn das Labyrinth nicht im Mittelalter sein soll, aber ich könnte mir denken, dass Jareth auf so eine Tradition Wert legt):
http://www.leben-im-mittelalter.net/allt...ccessoires.html

Handschuhe
Das Tragen von Handschuhen blieb dem Adel und Klerus vorbehalten. Dieses Accessoire diente weniger zum Schutz vor Witterungseinflüssen wie Kälte, sondern als äußeres Zeichen des hohen Standes. Prunkvolle Handschuhe, die reich mit Perlen verziert und applizierten Edelsteinen versehen waren, gehörten beispielsweise zum Krönungsornat vieler Könige und Kaiser. Ausnahmen bildeten die Ritter. Sie trugen lederne Handschuhe mit Eisenteilen und Stulpen nicht als modisches Zubehör, sondern als Teil ihres Körperschutzes.

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Aber das mit den Handschuhen beim Adel, der sich vom normalen Volk abheben wollte, ist übrigens wahr

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Hah. Dann lag ich doch richtig.

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das begründet eigentlich das Tragen der Handschuhe, auch wenn das Labyrinth nicht im Mittelalter sein soll, aber ich könnte mir denken, dass Jareth auf so eine Tradition Wert legt

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Na ja, Labyrinth ist nicht im Mittelalter, aber vieles mutet da mittelalterlich an, das war auch - zumindest laut Brian Froud - beabsichtigt. Daher passt der Link schon ganz gut, denke ich.

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dass sie nur bei Baden oder in vertrauten bzw. *intimen* Momenten,

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OK...
Und zum Schlafen wurden sie auch ausgezogen, kann ich mir vorstellen. Also zum normalen Schlafen nicht nur zum Sex (ja, was solls, ich habe "Sex" gesagt...)

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Demnach würde Jareth wahrscheinlich die ganze Zeit nicht ausziehen, weil weder Sarah noch Toby adelig sind

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Einerseits stimmt es natürlich. Dass er die Kobolde nicht ohne Handschuhe anfassen will, kann ich total verstehen *lol*.
Andererseits, was Sarah und Toby angeht: es sind die zwei (menschliche) Wesen zu denen Jareth eine Beziehung entwickelt. Und eine Beziehung setzt immer eine Art Intimität voraus.
Sarah gegenüber, weil er sich in sie verliebt.
Und zu Toby, weil er ihn lieb gewinnt, auch wenn es so nicht geplant war.

Sehr interessant, die Theorie mit dem Adel. Das ergibt natürlich Sinn.
Und ich denke während des gesamten Films gibt es keine Situation, die "intim" genug wäre, oder in der die Vertrauensbasis groß genug ist, um das Ausziehen der Handschuhe zu rechtfertigen. - Auch Toby gegenüber nicht. Jareth mag etwas für ihn übrig haben, aber ich glaube, solange der Wettstreit mit Sarah andauert, ist er mehr eine Trophäe, als alles andere.

Also für mich wäre die letzte Szene in den Schlossruinen ideal, um die Handschuhe abzulegen. Ich denke, das wäre die intime Situation.
Ich meine, in dieser Szene offenbart JAreth Sarah sein gesamtes Inneres, er steht praktisch seelisch völlig entblößt vor ihr da, sein ganzes Herz bietet er ihr im Grunde auf dem Silbertablett an... Und dennoch, die verflixten Handschuhe legt er nicht ab. Vielleicht gelingt es ihm deshalb nicht, Sarah zu überzeugen?
Es wäre eine kleine Geste, die aber den Willen nach Nähe zeigen würde. Nach Berührung. Nach Intimität.
Was weiß ich.
In dem Buch ist es etwas anders, da steht zwar nichts davon, ob er die HAndschuhe an hatte oder nicht, aber es steht auf jeden FAll darin, dass Sarah die Wärme seiner Hände auf ihrem Gesicht (oder waren es die Lippen? - ich müsste mal nachlesen) gespürt hatte. Das bedeutet, im Buch muss er die Handschuhe ausgezogen haben - sonst wäre die Wärme nicht spürbar.
In dieser Situation wächst natürlich die Spannung ins Unermessliche, noch viel mehr als im Buch. Die körperliche Nähe ist da, sie spürt die Wärme, sie fühlt sich von ihr angezogen... Hätte Jareth da Handschuhe an, hätte Sarah die Wärme nicht spüren können. Und das Gefühl der unmittelbaren Nähe wäre auch nicht vorhanden.

Im Film dagegen hat Jareth auch in dieser Szene sterile, weiße Handschuhe an. Er offenbart Sarah sein Inneres - und dennoch behält er ein winziges Stück der Barriere zwischen ihnen beiden bei.
Wieder mal so ein Symbol - aber sehr wichtig, wie ich denke.

Sehr spannende Analyse ... Stimmt, die letzte Szene hatte ich nicht bedacht. Ich glaube auch, dass es ein wichtiges Symbol ist, dass er die Handschuhe selbst am Ende nicht auszieht. Vielleicht handelt es sich auch nach wie vor um eine Schutzmaßnahme. Ich meine, er spricht ja auch nicht gerade heraus mit Sarah, sondern tarnt seine Liebeserklärung vielmehr. Er ist offener, als im restlichen Film, aber umso verletzlicher wirkt er. Noch einen Schritt weiter zu gehen, hätte vielleicht eine zu große Überwindung gekostet - aus Angst vor Abweisung (die dann ja auch erfolgt).

Ich habe keine Ahnung, ob das schon einmal angemert worden war (und ich habe leider auch keine Lust nachzulesen), aber Jareth bietet ja Sarah ihre Träume immer in Form von solchen Kugeln an (Irgendwie erinnern die mich auch an Seifenblasen, die platzen können). Und ich stelle mir das so vor, dass man die Träume wie in ihnen sieht. Denn warum sollte er die Kugeln sonst immer hinhalten, wenn er von denen spricht. Also sieht wahrscheinlich jeder seine Wünsche in so einem Kristall.
Als dann die Sequenz für den Ball kommt, dann verwandelt ja Jareth so eine Kugel in einen Pfirsich (weil Sarah die mag). Das ist noch nachvollziehbar. Was aber etwas komisch ist, ist die Ballszene. Ich glaube nicht, dass das Sarahs Traum war. Viel mehr scheint mir, dass sich Jareth damit seinen eigenen Traum erfüllt hat. Schließlich war er es auch der die Kugeln "fliegen" lassen hat. Wenn man das so sieht, hätte man noch ein Indiz dafür, dass Jareth in Sarah verliebt ist. (Wobei in diese Theorie die Szene mit den Aufräumern nicht hineinpasst. =/ )

Zitat

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Viel mehr scheint mir, dass sich Jareth damit seinen eigenen Traum erfüllt hat.

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Ich denke sogar, es ist beides.
Oh, ich habe jetzt Lust, das richtig zu analysieren. Aber momentan habe ich keine Zeit. Melde mich später, nachdem ich mioene Gedanken noch ein bisschen geordnet habe.

So. Mittagspause.

Also:

Ich denke, es ist so: Jareth versucht mit aller Kraft, Sarah zu überzeugen, dass sie keine Angst davor zu haben braucht, was er ihr anzubieten hat - also vor ihren eigenen Träumen. Klar, er ist verliebt in sie, aber er will ihr im Grunde nur das geben, was sie sich schon selbst immer gewünscht hat.

So. Und nun die Ballszene. Sie beginnt mit dem Biss in den Pfirsich. Sarah weiß nicht, dass der Pfirsich in Wirklichkeit ein verwandelter Kristall ist - der Kristall mit ihren Träumen, den sie bereits abgelehnt hatte. Sie nimmt den Pfirsich an, beißt hinein und bekommt das, was Jareth ihr versprochen hat - ihre Träume. Diese erscheinen in den Seifenblasen, bzw. Kristallen. In dem Making of sagt Brian Froud, es ist Absicht, dass die Kristalle zu Seifenblasen werden, ist also nicht nur der Eindruck, sondern es sind wirklich Seifenblasen, die da auf Sarah zufliegen.
In den Seifenblasen sieht sie ihre Träume: den großen Ball, auf dem sie die schönste Frau ist. Und sie begibt sich hinein, sie lässt sich auf diesen Traum ein. Als sie in die Seifenblase bzw. den Kristall kommt, sieht sie den weiteren Teil ihrer Träume: den Mann, der sie über alles liebt.

Aber ich denke, Du hast es schon richtig erkannt: gleichzeitig sind es auch Jareths Wünsche, die er da sieht. Schließlich ist er das, der die Kristalle "produziert" und mit Bildern füllt. Diese Situation zaubert er für sie beide, denke ich, er weiß sehr wohl, dass Sarahs Wünsche mit den seinen übereinstimmen. In dem Buch zum film ist das Ganze noch viel schöner und ausfhrlicher Beschrieben. Die beiden unterhalten während des Tanzes, und Sarah fühlt sich wohl in ihrem Traum. Ich glaube, sie erkennt auch, dass es ihr und Jareths gemeinsamer Traum ist.
Und ich glaube erst dann tritt das ein, was wir hier schon mal hundertfach gewälzt haben: sie ist noch nicht so weit.
Sie ist noch nicht soweit, zuzulassen, dass es jemanden gibt, der sie hundertprozentig versteht. Denn auf diese Weise würde sie ihren sicheren Status der zornigen Göre verlieren, den sie sich doch zu Hause so hart erkämpft hat. Sie müsste zugeben, dass all die Geheimnisse, die sie so gut gehegt hatte, auf einmal keine mehr sind. Sie wäre verletztlich.


Umso tragischer erscheint dann natürlich die weitere Geschichte der beiden. Das macht den Film auch so spannend. Wenn ich die Ballszene schaue oder die anderen wenigen Begegnungen zwischen Jareth und Sarah, so denke ich mir immer: Mensch, Mädel. Mach doch was, geht aus dir heraus, öffne dich. Lächle ihn an, geh einen Schritt auf ihn zu, streichle sein Gesicht oder umarme ihn einfach, wenn Dir danach ist...
Küsse ihn und er wird sich von der seelischen Kröte, die er die ganze Zeit vortäuscht, in einen warmherzigen, liebenden, großzügigen Prinzen verwandlen, der er im Inneren ist!

Wow, ich denke, du hast das wirklich gut erklärt. Zumindest erscheint mir alles logisch und auch wahrscheinlich XD Das Making Off muss ich mir auch mal wieder anschaun... ich kann mich kaum dran erinnern. Nur noch, wie die Ballszene so gemacht wurde, dass es aussah, als wären da viele Leute, weiß ich noch.

Ich finde dieses Making-of total schön und es macht einfach unglaublich viel Spaß hinter die Kulissen zu gucken. Ich habe auch "Dark Crystal" als Sonderedition und da ist auch ein ingesamt 4 ständiges Making of und das ist so klasse, den Leuten bei der Arbeit zuzuschauen... vermutlich weil sie eben so viel Spaß dabei hatten, die gute Stimmung steckt einfach an.
Was ich auch gern mache ist, mir beide Filme mit Audio-Kommentar anzugucken. Bei beiden ist es Brian Froud und er ist so freundlich und witzig und erzählt so interessante Dinge dazu. Teilweise habe ich das Gefühl, selbst dabei gewesen zu sein.